Para-Dressur: Feinabstimmung auf höchstem Niveau
© Equitana
Bei der Equitana Open Air in Mannheim demonstrierte eine Para-Reitschülerin von Uta Gräf eindrucksvoll ihre feine Kommunikation mit dem Pferd.
Bar ohne Namen
Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.
Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.
Die Partnerschaft zwischen Reiter und Pferd bekommt noch eine ganz andere Dimension, wenn klassische Hilfengebung gar nicht möglich ist.
Inklusion ist im Reitsport mehr als nur ein Schlagwort. Reiter mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen sind nicht nur in vielen Ställen oder Vereinen Teil der Gemeinschaft, einige messen sich auch im Regelsport mit der Konkurrenz. Besondere Hilfsmittel wie speziell konstruierte Sättel oder Zügel unterstützen sie dabei, in der Dressur, beim Fahren oder Voltigieren im Training ebenso wie im Wettkampf erfolgreich zu sein. Der Para-Sport unterscheidet sich durch den Leistungsanspruch auch deutlich vom Therapeutischen Reiten, bei dem mehr die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit im Fokus stehen.
Die deutschen Para-Reiter sind nicht nur national, sondern auch international hocherfolgreich. Die Dressur ist allerdings die einzige Disziplin, die seit 1996 auch zum olympischen Programm gehört. Die Athleten benötigen sensible und gut gymnastizierte Pferde und ein ausgeprägtes Körpergefühl für die feine Abstimmung mit dem Partner unter dem Sattel. Wir haben uns bei Trainern und Athleten umgehört, was den Para-Sport auszeichnet und gehen in den kommenden Tagen auf die verschiedenen Aspekte intensiver ein. Zu Beginn haben wir mit Bundestrainerin Silke Fütterer-Sommer über Herausforderungen und Perspektiven gesprochen.
Was sind die wichtigsten Kriterien beim Para-Dressursport?
Silke Fütterer-Sommer: Das hängt entscheidend von den jeweiligen Beeinträchtigungen ab. Der Athlet Pferd spielt schon eine wesentliche Rolle. Wir brauchen sensible, gut gerittene durchlässige Dressurpferde mit viel Gangqualität. Sie sollten gut ausbalanciert und entsprechend durchgymnastiziert sein, um die Beeinträchtigungen des Reiters ausgleichen zu können.
© Nicole Bercz
Bundestrainerin Silke Fütterer-Sommer
Was bedeutet das nach Ihren Erfahrungen für den Trainingsalltag?
Silke Fütterer-Sommer: Bundestrainerin zu sein, ist für mich eine ganz wunderbare Herausforderung und ich mache mir dazu ganz viele Gedanken. Es beschäftigt mich sehr, wie wir beispielsweise die Hilfengebung bei Seitengängen verbessern können, wenn der Reiter eine Gliedmaße nicht ansteuern kann. Bei einigen gelingt das über Gewichtshilfen, bei anderen sind Gerte, Stimme oder Zügelführung eine gute Unterstützung. Die Pferde reagieren da ganz unterschiedlich und ich beschäftige mich sehr intensiv damit, wie wir ihnen verständlich machen, wo wir hinwollen.
Wie gelingt es Ihnen, genau diese Feinabstimmung mit dem Pferd zu fördern?
Silke Fütterer-Sommer: Da müssen wir immer ganz individull einen Weg für jedes Paar finden. Doch es beeindruckt mich immer wieder, wie die Pferde sich auf diese Kommunikation einlassen, auch wenn nichts davon im Regelbuch steht. Dafür muss natürlich auch die Verbindung zum Reiter stimmen. Daher kann ich nur jeden einladen, sich das bei einem Turnier mal anzuschauen, welche Höchstleistungen da erbracht werden und wie fein die Abstimmung zwischen Reiter und Pferd wirklich ist.
Wie wichtig ist es gerade im Para-Sport, dass solche Paare lange zusammen bleiben?
Silke Fütterer-Sommer: Das ist sehr wichtig. Wir versuchen die Paarungen möglichst so lange zu erhalten, bis das Pferd in Rente geht. Wenn die Besitzer sich entscheiden, in den Para-Sport zu investieren und das mal miterlebt haben, dann bleiben sie häufig auch langfristig dabei. Denn es ist schon sehr schwierig, die perfekte Kombination aus Reiter und Pferd zu finden. Im Kader gibt es zwar Förderung für die Athleten, doch die reicht bei Weitem nicht für die Pferde, die wir benötigen.
© Nicole Bercz
Bundestrainerin Silke Fütterer-Sommer mit ihrem erfolgreichen Team.
Nach welchen Kriterien wählen Sie die Paare für den Kader aus?
Silke Fütterer-Sommer: Wir haben einen Nachwuchstrainer, der in ganz Deutschland unterwegs ist und sichtet. Inzwischen sind vermehrt Para-Sportler auf Regelturnieren vertreten und es gründen sich vermehrt auch Landesverbände. Das macht es etwas einfacher. Aussichtsreiche Kandidaten laden wir zu Lehrgängen ein und schauen, wo die Talente liegen und wie gut die Pferd-Reiter-Kombination passt. Darüber hinaus achten wir auch darauf, wie beständig die Leistungen auf Turnieren sind und ob das gesamte Umfeld stimmt. Die Sichtungswege sind bei uns ähnlich wie im Regelsport und je nach Leistung entscheidet sich dann, wer mit zum nächsten Championat fährt.
Welche Rolle spielt der Erfolg?
Silke Fütterer-Sommer: In diesem Jahr sind wir bisher sehr erfolgreich unterwegs, aber wir spüren den Druck mit Blick auf die Europameisterschaften in Riesenbeck schon. Deutschland ist sehr medaillenverwöhnt, aber inzwischen gibt es mit den Dänen, den Niederländern und den Briten auch eine starke Konkurrenz. Aktuell haben wir aber einen sehr guten Kader und sind auch mit Blick auf die Olympischen Spiele in Paris gut aufgestellt. Wir konzentrieren uns erst einmal auf die Europameisterschaften, aber wir können durchaus zuversichtlich in die Zukunft schauen.
Themenwoche Para-Dressur
Mehr darüber, was hinter den Leistungen in der Para-Dressur steht, wie Pferde und Reiter zueinander finden, was die verschiedenen Grade bedeuten und welche Hilfsmittel die Sportler nutzen, erfahrt Ihr in unserer Themenwoche - beispielsweise
von der vielfachen Welt- und Europameisterin Angelika Trabert
im Porträt über Nachwuchs-Kaderreiterin Gianna Regenbrecht
von der rheinland-pfälzischen Landestrainerin Uta Gräf
und im Gespräch mit Anne Krüger-Degener, die erklärt, was sich durch Vertrauen zwischen Menschen und Pferd bewegen lässt.