Angelika Trabert: Das Pferd macht alles möglich
© Equitana
Angelika Trabert und Walmoral haben beim Ausbildungsabend auf der Equitana gezeigt, was alles möglich ist.
Bar ohne Namen
Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.
Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.
Die erfolgreiche Para-Sportlerin spricht über Hürden, das Team um sie herum und vor allem die Liebe zum Pferd.
Die Liste ihrer Erfolge ist lang: Dreimal war sie Weltmeisterin, gewann dreimal Silber und zweimal Bronze bei den Paralympics und stand bei Europameisterschaften acht mal sowohl mit dem Team als auch im Einzel auf dem Treppchen. Doch das ist für Angelika Trabert nicht entscheidend. Die einzigartige Verbidung mit dem Pferd und die Kommunikation über feinste Hilfen - das ist es, was für sie zählt. Die Fachärztin für Anästesiologie betreibt den Sport aus Liebe zum Pferd und was damit alles möglich ist, zeigte sie unter anderem bei ihrem Auftritt auf der Equitana 2015, als sie mit ihrer Stute Walmorel an der Seite von Uta Gräf durch die nahezu ausverkaufte Arena tanzte. Über diesen und weitere unvergessliche Momente ihrer langen Karriere hat Angelika Trabert uns erzählt.
Über Umwege in den Sattel
Eigentlich habe ich über die Hippotherapie angefangen. Also über eine physiotherapeutische Übungsbehandlung auf dem Pferd. Darüber bin ich dann zum Reiten gekommen. Das war zunächst alles andere als einfach, weil mich damals niemand nehmen wollte - aus versicherungstechnischen Gründen - wie es hieß. Es hat daher eine ganze Weile gedauert, bis ich es geschafft habe, über das Ponyreiten zum eigentlichen Reitsport zu kommen. Dort war ich dann eine Art Versuchskaninchen bei einem Lehrgang für Ausbilder im Reiten als Sport für Behinderte. Und ehe ich mich versah, war ich für die zweite Para-Dressur Weltmeisterschaft 1991 in Arhus nominiert. Dort haben wir Teamgold geholt und ich bin zusätzlich noch mit einer Silbermedaille im Einzel nach Hause gekommen.
© Equitana
Der Weg in den Sattel war für Angelika Trabert lang.
Der Weg zum Erfolg im Rückblick
Der Erfolg und der Weg dahin waren kometenhaft. Damals war weder mir noch meinen Eltern wirklich bewusst, was das eigentlich bedeutet. Der Sport und die Leistungen waren damals einfach weitgehend unbekannt. Daher fühle ich mich priviligiert, dass ich das inzwischen seit mehr als 30 Jahren machen darf und mit so vielen verschiedenen Pferden an internationalen Turnieren teilnehmen durfte und bei so vielen Paralympics, Welt- und Europameisterschaften in der Para-Dressur dabei war.
Die wichtigsten Stationen
Welche das waren, ist ganz schwierig zu sagen. Alle haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Natürlich ist es ein Erlebnis, wenn man zu Paralympics darf und sich dort auch die verschiedenen Sportarten mit Sportlern aus der ganzen Welt sieht. Wobei dazu in der Regel wenig Zeit bleibt. Aber es sind nicht nur solche Championate, es ist auch die Möglichkeit, mit dem Pferd im Regelsport erfolgreich zu sein und sogar besser sein zu können, als Reiter ohne Handicap. Das Pferd macht das alles möglich, es ist das beste kompensatorische Hilfsmittel. Doch nicht nur die Erfolge, auch mein Netzwerk verdanke ich dem Sport. So haben mich die Pferde auch zu Vorträgen und Kursen auf der ganzen Welt gebracht und das für mich auch ist ein großer Schatz.
Der Equitana-Auftritt 2015
Dieser Ausbildungsabend mit Uta Gräf war wirklich etwas ganz besonderes. Die volle Halle und diese einzigartige Atmosphäre werde ich nie vergessen. Da hätte ich sicher nicht mit jedem Pferd hingekonnt und ich erinnere mich noch genau, dass meine damals 20 Jahre alte Stute Walmorel mich schon bei Abreiten fast in den Sand gesetzt hätte, weil sie so heiß war. Das war wirklich unvergesslich, dass ich da mitreiten durfte und vor einer solchen Kulisse zeigen konnte, was im Para-Sport möglich ist. Toll ist, dass Uta uns in solche Auftritte einbezieht und wir zeigen können, wie gelebte Inklusion funktioniert.
© Equitana
Der Auftritt auf der Equitana ist für Angelika Trabert ein unvergessliches Erlebnis.
Die verschiedenen Grade in der Para-Dressur
Der Para-Sport ist in fünf Grade unterteilt. In der Para-Dressur Grade I starten die Reiter mit dem stärksten Handicap und der vergleichsweise leichtesten Dressuraufgabe. Dann staffeln sich die Anforderungen bis Grad V, wo das Handicap ein relativ leichtes ist und damit die Lektionen eher schwierig. Im Grad I sind die Paare nur im Schritt unterwegs, im Grad II und III ist Schritt und Trab gefordert und ab Grad IV sind sie auf einem 20x60-Viereck unterwegs und zeigen auch Galopp. Die schwierigste Aufgabe ist mit einer M-Dressur vergleichbar und in der Kür geht es dann schon in Richtung S-Dressur.
Die Herausforderungen im Regelsport
Mit meinen Pferden war ich immer auch im Regelsport unterwegs und bis Klasse M erfolgreich. Die Herausforderungen sind dabei die gleichen, wie für alle anderen: Ich muss mich auf das Pferd, die Prüfung und das Umfeld einstellen. Die Richter bekommen von mir einen Sportgesundheitspass, in dem steht, welche Hilfsmittel ich benutzen darf. Das heißt, ich reite in einem Spezialsattel mit zwei Gerten und muss beim Grüßen auch nicht die Hand von den Zügeln lösen. Alles andere ist gelebte Inklusion. Auf dem Abreiteplatz sind wir eben auch nur Reiter und werden im Zweifelsfall genauso umgeritten wie jeder andere auch.
Die Suche nach dem passenden Pferd
Die Suche nach dem passenden Pferd ist für uns so schwierig wie für jeden anderen und manchmal auch noch ein bisschen schwieriger. Denn wir möchten die Pferde, die alle gerne haben möchten: Wir wollen sensible Pferde, die auf feinste Hilfen reagieren, aber dabei klar im Kopf sind. Manchmal würde ich mir wünschen, dass die Menschen genauso unkompliziert sind, wie die Pferde. Die sind jedem Handicap gegenüber nämlich total unbefangen und lassen sich ganz ohne Berührungsängste auf uns ein. Der Regelsport und meine Stute Walmorel haben mir gezeigt, dass es mit dem passenden Pferd wirklich keine Grenzen gibt. Mein Ziel war es, mal eine S-Dressur zu reiten und nicht Letzte zu werden. Das war mit dieser Stute möglich.
© Equitana
Die Stute Walmoral hat für Angelika Trabert vieles möglich gemacht.
Die Verbindung zum Pferd finden
Mit einem neuen Pferd zusammen zu finden, braucht für jeden Reiter Zeit. Das ist im Para-Sport nicht anders. Nach allen Pferden, die ich schon reiten durfte, würde ich allerdings sagen: wenn es passt, dann passt es. Natürlich gebe ich jedem Pferd, das zu mir in den Stall kommt, erst einmal ein Jahr Zeit, weil sie sich natürlich an eine andere Hilfengebung gewöhnen müssen. Tatsächlich kristallisiert sich das aber meist früher heraus, ob wie zusammen passen. Wenn ich nach sechs Wochen nicht halbwegs in der Lage bin, eine Dressurprüfung zu reiten, dann ist die Wahrscheinlichkeit relativ groß, dass das auch nichts mehr wird. Die größere Hürde ist das passende Team um mich herum zu finden, also Trainer und Mitreiter, die mich begleiten und das Pferd so vorbereiten, dass ich auf dem Turnier meine Bestleistung abrufen kann.
Der Stellenwert des Teams
Ohne Team kein Erfolg. Mein Heimtrainer und die Mitreiterin des Pferdes unterstützen mich besonders, aber auch Freunde, die mit mir Turniere bestreiten. Sei es, weil sie Fahrtstrecke mit mir machen, denn wir haben außerhalb der Championate keine professionellen Transporte. Wir fahren unsere Pferde selbst und nach Belgien, Holland oder Dänemark kommen schon einige Hängerkilometer zusammen. Da ist es wichtig, sich zwischendurch abzuwechseln. Außerdem geht es darum, für das Pferd genügend Abwechslung zu schaffen und viele Dinge lassen sich mit Handicap eben nicht genauso leisten, zum Beispiel Freispringen lassen oder ins Gelände gehen.
Die Bedeutung von Erfolg
Man könnte sagen, sportlicher Erfolg sind Medaillen. Davon habe ich 25, also war ich erfolgreich. Doch das ist mir zu einfach. Das ist es nicht, und das macht mich und das Pferd alleine nicht aus. Vielmehr geht es darum, mit dem Pferd eine Einheit zu bilden und über feinste Hilfen zu kommunizieren. Das ist einfach faszinierend. Die Entwicklung ist auch einfach spannend. Zu verfolgen, wie ein Pferd sich umstellen kann, wenn ich die Prioritäten der Hilfengebung ändere oder Stimme und Gerte mit hinzunehme. Das ist wunderschön und das macht es aus.
Noch nicht unseren Newsletter abonniert?
Kategorien
Themenwoche Para-Dressur
Mehr darüber, was hinter den Leistungen in der Para-Dressur steht, wie Pferde und Reiter zueinander finden, was die verschiedenen Grade bedeuten und welche Hilfsmittel die Sportler nutzen, erfahrt Ihr in unserer Themenwoche - beispielsweise
im Interview mit der Bundestrainerin Silke Fütterer-Sommer
von der rheinland-pfälzischen Landestrainerin Uta Gräf
im Porträt über Nachwuchs-Kaderreiterin Gianna Regenbrecht
und im Gespräch mit Anne Krüger-Degener, die erklärt, was sich durch Vertrauen zwischen Menschen und Pferd bewegen lässt.