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Manuelle Therapien können Verspannungen oder Blockaden lösen und das Pferd auch in der Regeneration unterstützen.
12. September 2022, von Dominique Schroller
Physiotherapie, Osteopathie und Chiropraktik: Was wann wirkt
In der neuen Sprechstunde klären wir aber auch, was einen guten Therapeuten ausmacht und was jeder Reiter selbst tun kann, um sein Pferd fit und gesund zu halten.
Blockaden und Verspannungen können Pferde schmerzhaft ausbremsen. Um sie zu lösen, legen die verschiedenen Experten beherzt Hand an. Doch wo die Unterschiedes zwischen Physiotherapie, Osteopathie und Chiropraktik liegen und was bei welchen Problemen hilfreich ist, klären wir in der neuen Folge der Equitana-Sprechstunde. Gemeinsam mit Physiotherapeutin Jenny Merklinghaus von der Pferdeklinik Burg Müggenhausen klären wir im Rehazentrum Equiness, welche Techniken wie wirken, wo die Unterschiede liegen und was einen guten Therapeuten auszeichnet. Die Expertin gibt außerdem Tipps, was jeder Reiter selbst tun kann, um sein Pferd mit einfachen Handgriffen fit und entspannt zu halten.
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Bei geringgradigen Verspannungen der Halsmuskulatur kann manuelle Therapie hilfreich sein.
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Die verschiedenen Therapeuten haben unterschiedliche Behandlungsansätze.
Bei welchen Symptomen Manuelle Therapien helfen
Manuelle Therapien können besonders gut beispielsweise bei geringgradigen Verspannungen der Rücken- oder Halsmuskulatur unterstützen. Solche Probleme äußern sich beim Reiten häufig durch eine mangelnde Losgelassenheit. Bei Unrittigkeit oder Taktunreinheiten empfiehlt es sich zunächst mit dem Tierarzt Erkrankungen des Bewegungsapparates oder innerer Organe auszuschließen. Anschließend können Osteopathen und Chiropraktiker auch solche Schwierigkeiten häufig gut beheben. Physiotherapeuten können mit einer Drainage einen Lymphstau beheben oder das Pferd mit Kinesio-Tapes unterstützen.
Unterschiede in den Therapieformen
Die Chiropraktiker konzentrieren sich vor allem auf die Wirbelsäule und das Becken des Pferdes. Ziel ist, Schmerzen und Funktionsstörungen des Bewegungsapparates zu beheben. Der Therapeut mobilisiert dabei Gelenke und Wirbelkörper, um Störungen des Nervensystems zu beheben.
Der Osteopath arbeitet im Vergleich zum Chiropraktiker deutlich großflächiger. Sie nehmen das gesamte Pferd in den Blick. Mit den Händen ertastet er beispielsweise Blockaden in der Muskulatur und andere Einschränkungen der Beweglichkeit und löst sie mithilfe spezieller Techniken.
Ein Physiotherapeut verfolgt ebenfalls einen ganzheitlichen Ansatz. Im Mittelpunkt der Therapie steht die aktive und passive Bewegung des Pferdes. Sie sollte möglichst mühelos und harmonisch sein. Um Verspannungen oder Verhärtungen im Körper zu lösen, kommen Massagetechniken zum Einsatz, spezielle Dehnübungen helfen, Muskelverkürzungen zu beheben.
Merkmale eines guten Therapeuten
Pferdebesitzer sollten sich danach erkundigen, wo der jeweilige Therapeut gelernt hat und welche Qualifikationen er mitbringt. Er sollte möglichst nicht nur in einem Wochenend-Seminar theoretisches Wissen erworben, sondern in Block-Einheiten, Weiterbildungen oder Praktika auch genügend praktische Erfahrungen gesammelt haben.
Weitere entscheidende Kriterien sind die Reaktionen des Pferdes auf die Behandlung und eine gute Kommunikation zwischen Pferdebesitzer und Therapeut. Der Pferdebesitzer sollte nach der Behandlung nicht nur genau über die Probleme Bescheid wissen, sondern auch einen Trainings- und Übungsplan erhalten, damit er an der Gesunderhaltung des Pferdes mitarbeiten kann.
Wie häufig sollte der Therapeut kommen
Bei Sport- und Freizeitpferden empfiehlt sich ein Routine-Check zweimal im Jahr. Bei Hochleistungs-Sportlern unter dem Sattel sollten Vierteljährlich behandelt werden, da die Muskulatur doch sehr beansprucht wird. Sollte das Pferd nach der Behandlung nur sehr kurzfristig verbessern und sein Zustand sich anschließend verschlechtern, dann hat der Therapeut möglicherweise nur die Folgen einer Schonhaltung behoben. In solchen Fällen sollte dringend ein Tierarzt zu Rate gezogen werden. Das gilt auch bei (anhaltenden) Lahmheiten, akuten Verletzungen des Bewegungsapparates oder offenen Wunden. Bei der Regeneration nach Verletzungen kann die Manuelle Therapie ebenfalls gut unterstützen. Die Behandlung sollte jedoch in enger Abstimmung mit dem Tierarzt erfolgen.
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Die Kommunikation zwischen Therapuet und Pferdebesitzer ist ein wichtiges Kriterium.
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Bei Sport- und Freizeitpferden empfiehlt sich zweimal im Jahr ein Routine-Check.
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Die Faszien kann der Besitzer nach der Behandlung auch selbst lösen.
Tipps für Übungen nach der Therapie
Dehnen: Das Pferd nicht vor dem Reiten dehnen, denn wenn die Muskulatur nicht entsprechend aufgewärmt ist, kann das im schlimmsten Falls zu Muskelfaserrissen führen. Daher immer erst nach Aufwärmphase oder nach dem Training dehnen.
Lösen faszialer Strukturen: Mit einer Hautfalte zwischen den Fingern langsam von der Schulter den Hals aufwärts wandern. Dabei die Reaktion des Pferdes beobachten. Versucht es sich der Übung zu entziehen, liegen Verspannungen vor, die häufig auch die tieferen Muskelschichten betreffen.
Mobilisierung des Hüftgelenkes: Das Hinterbein leicht anheben und dann knapp über dem Boden mit oder gegen den Uhrzeigersinn kreisen lassen.
Noch mehr Informationen und praktische Übungen seht Ihr in der neuen Folge der Equitana Sprechstunde.
Wissenswertes zum Thema Rückenprobleme haben wir in einer weiteren Folge der Equitana Sprechstunde.