„Equitana ist für mich die Suche nach der nächsten spektakulären Kreation“

© Equitana
Lorenzo ist seit 2005 bei jeder Hop Top Show dabei gewesen. Für ihn ist das ein Ansporn, immer noch besser zu werden. 

Bar ohne Namen

Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.

 

Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.

 

 

 

 

Lorenzo ist seit 2005 fester Bestandteil der Hop Top Show. Im Gespräch hat er uns erzählt, wie er sich auf seinen Auftritt vorbereitet und was das für ihn bedeutet.

Seine Auftritte sind spektakulär, seine ungarische Post ist legendär. Lorenzo verzaubert und fasziniert sein Publikum seit vielen Jahren. Auf dem Rücken seiner Schimmel trat er 1995 erstmals in Deutschland auf – in der Hop Top Show. Es war der Beginn seiner internationalen Karriere. Wie ihm dieser Abend in Erinnerung geblieben ist, was ihn seitdem mit der Equitana verbindet und worin für ihn der Reiz liegt, immer etwas noch Atemberaubenderes auszuprobieren, hat er uns im Interview verraten.

Welche Bilder gehen Dir durch den Kopf, wenn Du an die Equitana denkst?

Lorenzo: Die Equitana ist für mich bis heute etwas ganz Besonderes. Als ich das erste Mal nach Essen gekommen bin, war ich gerade einmal 17 Jahre alt. Damals gab es noch eine Grenze zwischen Frankreich und Deutschland. Meine Mutter brauchte eine Ausreisegenehmigung für mich, damit ich das Land ohne sie überhaupt verlassen durfte. Es war ein Abenteuer für mich, denn ich hatte gerade erst die Schule beendet. 

Was hat dieses Abenteuer für Dich verändert?

Lorenzo: Im Grunde hat es alles verändert. Dieser erste Auftritt 1995 auf der Equitana war für mich auch deshalb ein ganz wichtiges Ereignis, weil es der Beginn meiner internationalen Künstlerkarriere war. Ein weiterer entscheidender Meilenstein war das Jahr 2005. Bis dahin war ich eher sporadisch zur Equitana gekommen. Doch dann begann ich mit meinen Freiheitsdressuren vom Pferderücken aus und seitdem bin ich alle zwei Jahre dabei. Equitana ist für mich auch immer die Suche nach der nächsten spektakulären Kreation.  

Wie war Dein erster Eindruck von der Equitana?

Lorenzo: Zunächst erinnere ich mich daran, dass ich komplett überwältigt war von der Dimension der Veranstaltung. So etwas hatte ich nie zuvor gesehen. Außerdem weiß ich noch genau, wie ich gefroren habe – eine solche Kälte war ich nicht gewohnt. Ebenso wenig wie den Luxus, von einem Chauffeur ins Hotel gefahren zu werden. Das sind natürlich Anekdoten, aber für mich waren es unglaubliche Momente. Dann die große Menge internationaler Künstler, die alle ihre neusten Nummern zeigten und ihr Bestes gaben. 

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Während der Show fokussiert Lorenzo sich ganz auf sich und seine Pferde. 

Welche Details von Deinem Auftritt in der Hop Top Show sind Dir noch in Erinnerung?

Lorenzo: Damals hatte ich in meinem kleinen LKW vier Camargue-Pferde und ein paar Hindernisse dabei. An meinen Auftritt selbst habe ich wenig detaillierte Erinnerungen, weil ich in diesen Augenblicken immer ganz auf mich und meine Pferde konzentriert bin. Doch er war ein großer Erfolg und anschließend bin ich das Jahr über auf Turnieren und Messen in ganz Deutschland und anschließend auch international unterwegs gewesen. Es war absolut ein Wendepunkt in meiner Karriere.

Was macht für Dich seitdem die einzigartige Atmosphäre der Hop Top Show aus?

Lorenzo: Also einmal ist es das Licht. Nirgendwo gibt es so ein Licht, wie in der Hop Top Show. Und dann ist es die Vielzahl hochkarätiger Künstler, die wirklich einzigartig ist. Christina Uetz sucht international auf vielen Veranstaltungen die kreativsten und besten Leute ihrer Disziplin für die Show aus und dann ist es die Gesamtkomposition aus Licht, Timing und Inszenierung. Es steckt viel Arbeit und Disziplin dahinter, damit es wirklich magisch wird.  

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Das Licht gehört für Lorenzo zur einzigartigen Atmosphäre der Hop Top Show

Jeder Deiner Auftritte scheint spektakulärer als der vorherige. Worin liegt für Dich der Reiz, immer etwas Neues auszuprobieren?

Lorenzo: Es ist immer wieder eine persönliche Herausforderung. Oft weiß ich nicht, was dabei herauskommt, aber ich probiere es aus. Häufig hängt es von den Ideen und auch von den Pferden ab und es steckt viel Arbeit dahinter. Gerade, wenn es darum geht, neue Pferde in die Show zu integrieren. Doch darin liegt auch die Chance, es noch besser zu machen. Und genau das reizt mich – ich möchte mich weiterentwickeln und es immer noch besser machen. 

Wie hältst Du Dich selbst für die vielen akrobatischen Elemente fit?

Lorenzo: Da gibt es einmal die Phase vor der Pandemie und die danach. Vor Covid gab es zahlreiche Veranstaltungen, mindestens eine bis zwei pro Monat, im Winter sogar jedes Wochenende. Die Shows, die häufigen Wiederholungen und das intensive Training haben mich fit gehalten und meine Form sogar noch verbessert. Im Moment fahre ich Fahrrad und gehe laufen, um konditionell fit zu bleiben. Außerdem trainiere ich an einer Voltigier-Akademie, unter anderem mit Athleten vom Niveau eines Nicolas Andreani, dem ehemaligen Welt- und Europameister im Einzel. 

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Die akrobatischen Elemente erfordern ein Höchstmaß an körperlicher Fitness. 

Wobei hilft Dir das Voltigieren?

Lorenzo: Das hilft mir unter anderem bei den akrobatischen Elementen für meine Shows. Dank Covid habe ich also eine Disziplin auf sehr professionellem Niveau für mich entdeckt und ich liebe es. Aber das Beste ist immer noch, auf und mit meinen Pferden zu trainieren. 

Wieviel Zeit verbringst Du täglich mit Deinen Pferden und dem Training?

Lorenzo: Das hängt sehr stark davon ab, was gerade so ansteht. Denn auf meinem Hof kümmere ich mich von Klempnerarbeiten, über die Landwirtschaft bis zu den Büroaufgaben um alles selbst. Daher fällt das Training mit den Pferden vor allem auf die Abendstunden – mindestens für zwei Stunden täglich. Besonders die Freiarbeit kostet viel Zeit, denn da mache ich ein paar Übungen und dann eine Pause. Die Pferde sollen sich mit mir wohl fühlen. 

Wie schaffst Du die Voraussetzungen dafür?

Lorenzo: Es gelingt am besten, wenn das Telefon nicht klingelt, niemand spontan vorbei kommt und die Kinder schlafen. Daher sind die Abendstunden, wenn alles ruhig ist, ideal. Dann schaue ich auch nicht auf die Uhr. Zeit existiert in diesen Momenten nicht, ich mache viel nach Gefühl. Die sportlicheren Elemente, bei denen ich Hilfe mit den Hindernissen brauche, trainiere ich eher tagsüber. Vor Veranstaltungen intensiviert sich das Ganze natürlich noch.

Wie gelingt es Dir, die unterschiedlichen Pferdepersönlichkeiten in Dein stetig wachsendes Show-Ensemble zu integrieren?

Lorenzo: Das ist eine interessante Frage, die ich auch in einem Kapitel meines Buches aufgegriffen habe. Das Buch wird leider nicht bis zur Equitana fertig, es kommt erst im Juli heraus. In der Tat gibt es verschiedene Persönlichkeiten. Es gibt dominante Pferde, die niemanden neben sich dulden und es gibt mehr die kreativen Typen, die diesen Pferden nicht gerne zu nahe kommen. Meine erzieherische Rolle besteht darin, das Temperament der dominanten Pferde etwas zu zügeln und die Kreativen etwas zu ermutigen und ihnen zu zeigen, dass sie nichts zu befürchten haben. 

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Neue Pferde in die Stutenherde zu integrieren, erfordert viel Geduld und Zeit. 

Das klingt nach einem Balanceakt...

Lorenzo: Genau das ist es auch – besonders mit den Stuten, die ein starkes Herdenbewusstsein haben und Neuankömmlinge nur sehr schwer akzeptieren. Es braucht daher viel Zeit und Geduld, um neue Pferde zu integrieren. Wir müssen es häufig wiederholen und ich muss sie so lange auf ihren Platz schicken, bis es funktioniert.

Worin liegt das Geheimnis Deiner besonderen Verbindung zu den Pferden?

Lorenzo: Ich habe kein Geheimnis. Man muss Taktgefühl mitbringen und die Pferde ein bisschen lesen können. Wichtig ist, sie in ihrem natürlichen Verhalten wahrzunehmen. Das heißt, im richtigen Moment zu reagieren, im richtigen Moment inne zu halten. Entscheidend sind eindeutige Gesten, damit die Pferde mich verstehen und sich wohl fühlen. Damit ich für sie berechenbar bin, muss ich immer auf die gleiche Weise mit ihnen kommunizieren und darf nur wenige Fehler machen. Es ist wie bei einem guten Dressurreiter, dessen Hilfen auch nicht sichtbar sind, weil er die Kommunikation mit seinem Pferd so weit verfeinert hat. 

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Das Geheimnis in der Verbindung zu seinen Pferden liegt für Lorenzo darin, für alles den richtigen Moment zu finden. 

Nimm uns einmal mit hinter die Kulissen der Hop Top Show: Was geschieht in den letzten Minuten vor dem Auftritt?

Lorenzo: Für mich ist es zunächst einmal eine körperliche Herausforderung. Die Aufwärmphase hat daher große Bedeutung. Dabei steigere ich langsam die Intensität, damit ich mit warmer Muskulatur in die Halle komme. Das ist wie bei einem Sportler. Mein Auftritt ist sehr dynamisch mit vielen Passagen im Galopp. Daher beginne ich 45 Minuten vorher mit dem Aufwärmen. Wenige Minuten bevor es losgeht, ist die Anspannung sehr hoch. Dann spreche ich mit niemandem mehr. Stattdessen nehme ich alles um mich herum wahr, achte darauf, dass meine Pferde richtig platziert sind und in meinem Team alles so läuft, wie wir es vorher besprochen haben. Dann mache ich noch eine letzte Galopptour, stelle die Pferde vor dem Einritt auf, warte, warte, warte und wenn ich höre ,Lorenzo‘, dann geht es rein. 

Was genießt Du nach der Show besonders?

Lorenzo: Das ist eine sehr intime Frage. Leider bin ich mit meinem Auftritt nie zufrieden. Denn ich habe immer eine konkrete Choreographie in meinem Kopf und wenn Kleinigkeiten nicht so gelungen sind, wie ich es mir vorgestellt habe, dann bin ich erst einmal für eine Weile frustriert. Zumindest, bis ich mich wieder etwas beruhigt habe. Das versuche ich nicht nach außen zu zeigen, aber innerlich beschäftige ich mich damit, was nicht gut war und was ich verbessern kann. Irgendwann vergesse ich das und werde wieder normal, aber unmittelbar nach dem Auftritt bin ich selten zufrieden. 

Was verbindet Dich mit der Equitana?

Lorenzo: Mein ganzes Leben lang wird mich mit der Equitana verbinden, dass ich dort die Chance bekommen habe, eine internationale Karriere zu machen. Es ist seit 2005 die einzige Messe, die mich systematisch bucht und dieses Vertrauen möchte ich rechtfertigen. Daher ist Equitana für mich die Herausforderung überhaupt. Es ist die schönste Messe in ganz Europa und solange ich kann, möchte ich dabei sein. 

Was wünscht Du der Equitana zum 50. Geburtstag?

Lorenzo: Es ist sehr schade, dass dieses Jubiläum in eine so unsichere Zeit fällt, mit all diesen Hygienemaßnahmen und politischen Vorschriften. Daher kann ich ihr nur wünschen, dass es bald wieder so gut läuft wie zuvor. Es lebe die Equitana!

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