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Weidehaltung ist für Pferde mit Magenproblemen optimal.
9. September 2021, von Dominique Schroller
Wenn Liebe auf den Magen schlägt
Das Sensibelchen unter den Organen reagiert empfindlich auf Futterumstellungen und Stress. Die wichtigsten Ursachen, Symptome und Therapieansätze im Überblick.
Wenn der Magen schmerzt, können die Symptome sehr unterschiedlich sein: Das Pferd kann unwillig und sogar aggressiv reagieren - beispielsweise beim Angurten. Verminderte Futteraufnahme, Gewichtsverlust, häufiges Gähnen, ein unangenehmer Geruch aus dem Maul und Bewegungsunlust können weitere Anzeichen sein. Was den Magen so empfindlich macht und wie er sich gesund erhalten lässt, erläutert Tierärtzin Viola Bäuerlein.
Der Magen des Pferdes:
Er hat ein relativ kleines Fassungsvermögen und die Funktion, den Futterbrei mit den entsprechenden Magensäften zu durchmischen. Die enthalten zum Teil sehr aggressive Substanzen, wie gewisse Verdauungsenzyme, aber auch Salzsäure und andere Säuren, die zu einem sehr niedrigen PH-Wert führen. Das ist einerseits ein Schutzmechanismus gegen Bakterien, diese Säuren können aber auch die eigene Schleimhaut schädigen. Gerade die drüsenlose Schleimhaut im oberen Bereich des Magens ist nur verhornt und verfügt im Gegensatz zu drüsenhaltigen Schleimhaut im unteren Bereich über einen relativ schlechten Eigenschutz.
Die häufigsten Probleme:
Dazu gehören die vor allem Geschwüre an den beiden Schleimhauttypen. Besonders Fohlen können auch wirklich schlimme Geschwüre am Magenausgang und im Zwölffingerdarm ausbilden, verbunden mit einem Rückstau der Magensäfte, die dann die Schleimhaut und die Speiseröhre angreifen. Häufig kommt es auch zu akuten oder chronischen Magenüberladung durch die Aufnahme zu großer Futtermengen oder einem Rückstau aus dem Darm, beispielsweise bei Koliken. Im schlimmsten Fall kann der Magen im akuten Fall sogar reißen, während er bei der chronischen Überladung über die Zeit ausleiert. Seltener sind Tumorerkrankungen, Fremdkörper oder Parasiten.
Symptome:
Besonders häufig ist die selektive Futteraufnahme und damit verbundene Gewichtsabnahme. Doch auch wiederholte Koliken, besonders nach der Futteraufnahme sowie Zähneknirschen oder häufiges Gähnen können Hinweise auf Magenprobleme sein. Leistungsabfall gehört vielfach dazu, allgemeine Unrittigkeit, Probleme beim Gurten oder unwillige Reaktionen auf Schenkeldruck. Selten ist Durchfall (wenn bei Fohlen) und das Blutbild verändert sich bei Magenerkrankungen in der Regel nicht.
Ursachen:
Der Einsatz bestimmter Medikamente – vor allem Schmerzmittel – kann die Durchblutung der Schleimhaut reduzieren. Doch auch Stressfaktoren durch die Haltung (Herdenstress, zuwenig Sozialkontakte) oder Fütterungsprobleme (zu lange Leerzeiten, zu geringe Raufuttermengen) können zu Reizungen oder Magenschwüren führen.
Therapie:
Zunächst sollte der Tierarzt eine genaue Diagnose stellen, dann gibt es verschiedene Medikamente zum Magenschutz. Wichtig ist aber auch, gemeinsam mit dem Haustierarzt einen Behandlungsplan erarbeiten und beispielsweise die Haltung oder die Fütterung verändern sowie das Training anpassen. Weidehaltung ist sehr gut für magenempfindliche Pferden. Dabei ist aber wichtig darauf zu achten, Herdenstress zu vermeiden und freien Zugang zum Wasser zu gewährleisten. Ausreichende Raufuttergabe ist ebenfalls ein entscheidender Faktor. Richtwert: mindestens 1,5 Kilo pro 100 Kilo Körpergewicht, verteilt auf vier bis sechs Mahlzeiten pro Tag. Lange Hungerperioden (mehr als vier Stunden) gilt es zu vermeiden. Qualität und Struktur des Futters sind ebenfalls wichtig. Kraftfutter und Stroh sollten reduziert gegeben werden.
Noch mehr Informationen zum Thema Magen gibt es in der neuen Equitana-Sprechstunde.