Wie Pferde denken und Reiter richtig reagieren

© Equitana
Dr. Vivan Gabor hat das Lernverhalten von Pferden erforscht und setzt die Erkenntnisse in der Praxis um. 

Bar ohne Namen

Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.

 

Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.

 

 

 

 

Die Wissenschaftlerin Vivian Gabor geht in ihren Forschungen dem Verhalten von Tieren auf den Grund. Anschließend setzt sie ihre Erkenntnisse ganz praktisch um. Was Ihr von der Expertin lernen könnt. 

Sie schaut den Pferden in den Kopf. Noch kann sie ihre Gedanken nicht lesen, doch das scheint bei Vivian Gabor nur eine Frage der Zeit. Mit Begeisterung erforscht die Biologin und Pferdewissenschaftlerin das Lernverhalten der Tiere und nutzt ihre Erkenntnisse für die Praxis. Wir haben die wichtigsten Erkenntnisse der Expertin für euch zusammengefasst:

Tipp 1: Das Tier verstehen

Als Fluchttier versucht das Pferd stets, für sich die beste Lösung zu finden und seine Existenz zu sichern. Dabei reagiert es oft sehr schnell, denn für sein Überleben zählen im Ernstfall Sekundenbruchteile. Gleichzeitig hat es hohe kognitive Fähigkeiten, die sogar abstraktes Lernen ermöglichen. In Studien konnten die Tiere beispielsweise verschiedene Symbole sowie Anzahlen von eins bis fünf voneinander unterscheiden.  

Tipp 2: Verhalten richtig deuten

Häufig hat schon Lernverhalten stattgefunden, bevor der Reiter es bemerkt. Das Pferd hat nur seinen eigenen Weg gewählt, um auf die menschlichen Signale oder eine bestimmte Situation zu reagieren. Auf dieses Tempo sollte sich der Reiter einstellen, um das Verhalten aus der Sicht des Fluchttieres Pferd richtig einzuschätzen. Ruhiges Nichtstun bedeutet nicht zwangsläufig, dass das Pferd auch entspannt ist. Je nach Mimik und Körperspannung könnte es auch auf Resignation hindeuten (passiver Bewältiger). 

Tipp 3: Empathisch sein

Das bedeutet vor allem, ein Gespür für das Pferd zu entwickeln, ohne die eigenen Bedürfnisse und Gedanken in den Vordergrund zu stellen. Aus der Frage, warum es dieses oder jenes gerade tut, lässt sich ein ganz anderes Verständnis für das Pferd entwickeln. Entscheidend dabei ist, die Perspektive des Fluchttieres einzunehmen und auf menschliche Interpretationen weitgehend zu verzichten. 

© Dr. Vivian Gabor
Entscheindend ist, ein Gespür für das Wesen des Pferdes zu entwickeln. 

Tipp 4: Tiergerecht handeln

Entscheidend ist, das Pferd nicht zu vermenschlichen. Begriffe wie testen, veräppeln oder Spaß haben, sind in erster Linie Kategorien aus der reiterlichen Denkstruktur und entsprechen kaum der des Tieres. Ebenso wenig ersetzt menschliche Zuwendung die Grundbedürfnisse des Pferdes nach Sozialkontakt mit Artgenossen oder ausreichend Bewegung. 

Tipp 5: Beziehung pflegen

Da Pferde zwar ein gutes Gedächtnis haben, aber überwiegend im Moment leben, lässt sich das Verhältnis zum eigenen Tier an jedem Tag verbessern. Dabei kommt es auf die eigene Spannung und Körpersprache an. Verschiedene Übungen am Boden helfen, dem Pferd das Prinzip zu vermitteln: Achte auf den Menschen als positive Leitfigur.

© Copyright angeben
Hier Bildunterschrift einfügen.

Tipp 6: Verstärkung einsetzen

Verstärkung hat grundsätzlich immer einen positiven Effekt. Bei der positiven Verstärkung gibt der Mensch etwas hinzu wie Futter, eine Pause oder Entspannung.  Bei der negativen Verstärkung nimmt der Mensch bewusst etwas Unangenehmes wie einen Fokus oder einen Druck weg. Bestrafung hingegen vermindert den Lerneffekt oder lässt ihn sogar ganz ausbleiben. Daher sollte sie im Training keinen Raum bekommen. 

Tipp 7: Selbstkritisch sein

Spannung und Fokus haben eine hohe Bedeutung in der Kommunikation zwischen Mensch und Pferd. Daher sollte der Reiter darauf achten, wie er selbst auf das Pferd wirkt und was er aus seinem Alltag mit in den Stall nimmt. Im Zweifelsfall fünf Minuten länger im Auto sitzen bleiben, bis der Ärger über den Chef oder die Kollegin verraucht ist, um das Pferd nicht mit der eigenen Anspannung zu konfrontieren. 

Wie Vivian Gabor diese Erkenntnisse ganz praktisch umsetzt, zeigt sie während der Equitana Open Air in Neuss in verschiedenen Lehrstunden an allen drei Festivaltagen. Ganz persönlich lernt Ihr die Pferdewissenschaftlerin auch in unserem neuen Podcast kennen. Dort nimmt sie uns mit in ihren Alltag zwischen Büro, Uni und Stall. Sie spricht über ihre Forschungen, die Liebe zu ihren Pferden und welchen Rätseln sie unbedingt noch auf den Grund gehen möchte. Reinhören lohnt sich.