Der Wolf - Konflikt zwischen Tier- und Artenschutz

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Der Wolf breitet sich in Deutschland aus. Das führt immer häufiger zu Konflikten. 

Bar ohne Namen

Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.

 

Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.

 

 

 

 

Der Wolf ist zurück in Deutschland und mit ihm der Konflikt darum, wie sich Weidetiere schützen lassen. Wir sind den verschiedenen Positionen nachgegangen. 

Der Wolf ist seit einigen Jahren zurück in Deutschland. Nachdem er Mitte des 19. Jahrhunderts durch intensive Bejagung als ausgerottet galt, ist er heute durch über das Washingtoner Abkommen (1992) in den Berner Konventionen und über die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie europaweit streng geschützt. Das bedeutet, die Tiere dürfen weder gefangen, noch getötet, in ihrem Lebensraum gestört oder gar gehandelt werden. 

Da der Wolf in Deutschland keine natürlichen Feinde hat, wächst derzeit der Bestand. Nach den aktuellen Zahlen der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) in Trägerschaft Bundesumweltministeriums und des Bundesamtes für Naturschutz leben bundesweit 184 bestätigte Rudel, 47 Paare und 22 territoriale Einzeltiere. 
Der Deutsche Bauernverband (DBV) und die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) zweifeln diese Zahlen allerdings an. Sie gehen davon aus, dass mangels konsequentem und länderübgreifenden Monitoring inzwischen mehr als 2000 Tiere hier heimisch sind und sich entsprechend vermehren.

Gefahr für Weidetiere

Deutlich zu viele erklärt Bernhard Feßler, Leiter des FN-Hauptstadtbüros. Er setzt sich auf politischer Ebene dafür ein, die Ausbreitung des Wolfs zu begrenzen. “Wenn wir die Flächen, die Bevölkerungsdichte und die Zahl der Weidetiere berücksichtigen, wären aus unserer Sicht 1400 Wölfe bundesweit ein tragbarer Bestand.” 

Mit dieser Zahl ließe sich nachweisen, dass der sogenannte „günstige Erhaltungszustand“ der osteuropäischen Population gewährleistet und gesichert sei. Denn die Ausbreitung des Wolfes führt zunehmend zu Konflikten mit Weidetierhaltern. 

Besonders in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Niedersachsen kommt es zunehmend zu Übergriffen auf Schafe, Rinder und eben auch auf Pferde. “Gerade in Niedersachsen werden aktuell häufiger Pferde angefallen oder gerissen”, betont Bernhard Feßler. Gefährdet sind vor allem trächtige Stuten, schwächere Pferde, Fohlen und Ponys, weil sie langsamer sind und sich selbst nicht so gut schützen können, doch auch ausgewachsene Warmblüter sind unter den erbeuteten Tieren - zuletzt in Ostfriesland.

Herdenschutz durch Zäune

Eine Studie der Uni Nürtingen hat zwar unlängst nahe gelegt, dass stabile Herdenverbände vor dem Wolf schützen könnten, dennoch gibt es in verschiedenen Regionen immer wieder verletzte und getötete Pferde. Tendenz steigend. Die Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland (VFD) setzt sich daher auf politischer Ebene engagiert dafür ein, die Weidetiere zu schützen. “Wir sind für sie verantwortlich, also müssen wir auch etwas tun”, sagt Sonja Schütz als Referentin des Bundesverbandes. 

Sie plädiert für Elektro-Zaunanlagen mit entsprechenden Litzenabständen und einer angemessenen Höhe. “Langjährige internationale Erfahrungen im Herdenschutz zeigen, dass Wölfe in der Regel versuchen, unter Zäunen hindurch zu schlüpfen. Wölfe reagieren sehr empfindlich auf Stromschläge. Hat ein Wolf eine negative Erfahrung am Elektrozaun gemacht, meidet er diesen Ort. Daher sind fachgerecht verbaute Elektrozäune das Mittel der Wahl, um Weidetiere zu schützen“, betont Sonja Schütz. 

Sogenannter Pferdezaundraht, ein kunststoffummantelter, stromleitender Stahldraht bietet neben guter Sichtbarkeit durch seine weiße Ummantelung, den Vorteil einer guten Stromführung mit minimalem Verletzungsrisiko sowie einer extrem langen Haltbarkeit. Aufgrund der hohen Kosten seien diese Festzäune allerdings auf Pachtwiesen häufig nur schwierig umzusetzen. “Alternativen können elektrische Leiter mit Sollbruchstellen bieten. Es gibt bereits gute Erfahrungen mit semimobilen Lösungen.”

Beratung zu den Kosten

Hinsichtlich der Kosten verweist Sonja Schütz auf Agrarmittel der Europäischen Union, die aktuell von politischer Seite nur unzureichend abgerufen würden. “Es gibt Fördermittel und es gibt Möglichkeiten, Pferde auch bei schwierigen Bodenverhältnissen sicher einzuzäunen.” Sie fordert Pferdehalter dazu auf, sich beraten zu lassen, denn jedes Pferd, das gerissen werde, sei eines zu viel. Anlasslos Jagd auf Wölfe zu machen, hält sie weder für europarechtskonform noch für einen sicheren Schutz der Weidetiere. Wenn Einzelwölfe ab und an geschossen werden, ergibt sich für die verbleibenden Wölfe kein Lerneffekt. “Wir setzen uns daher ganz bewusst für Fördergelder, Beratungsleistungen und Herdenschutz ein, damit die Pferde auch weiter artgerecht gehalten werden können.” 

Hoher Pflegeaufwand

Das Problem mit Zäunen zu lösen, hält Bernhard Feßler für wenig aussichtsreich. Es fehlten Gelder, um die Kosten zu decken und der Pflegeaufwand sei immens. “Die unterste Litze muss ständig ausgemäht werden, damit der Zaun nicht geerdet ist und sicher bleibt. Das ist bei Zaunanlagen von mehreren Kilometern Länge gar nicht umsetzbar.” Die Systeme müssten ständig kontrolliert und überwacht werden. Das sei mit hohem Personlaufwand und entsprechenden Kosten verbunden. Bernhard Feßler setzt sich daher für eine gezielte Entnahme von Wölfen in den entsprechenden Regionen und für eine Obergrenze des Bestandes in Deutschland ein. “Mit einem regional differenzierten Wolfsmanagement durch die Bundesregierung ließe sich eine Regulierung erreichen und die Bestände artgerecht und im Sinne der Populationssicherung kontrollieren.” 

Strenge Vorgaben

Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat zwar Anfang Oktober angekündigt, den Abschuss von Wölfen erleichtern zu wollen, dies aber an strenge Vorgaben geknüpft. Die Entnahme solle regional für 21 Tage möglich werden, wenn ein Wolf zuvor einen Zaun überwunden und ein Weidetier gerissen habe. Landwirte und Jäger bezweifeln, dass diese Maßnahme ausreicht, um die Weidetiere zu schützen und die weitere Ausbreitung des Wolfs zu begrenzen. Sowohl die FN als auch der VFD bedauern, dass erst Tiere zu Schaden kommen müssen, bevor gehandelt werden könne.