Goldene Partnerschaft: Jessica von Bredow-Werndl über den Weg zu Doppelgold und die besondere Bindung zu Dalera BB
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Bar ohne Namen
Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.
Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.
Der bayerischen Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl und ihrer Trakehner Stute Dalera BB ist etwas gelungen, was nur ganz wenige Paare bislang im Reitsport geschafft haben: Bei zwei Olympischen Spielen konnten sie jeweils Mannschafts- und Einzelgold holen. Wir haben mit der Vierfacholympiasiegerin über Paris und ihr besonderes Verhältnis zu ihrem Erfolgspferd TSF Dalera BB gesprochen.
Liebe Jessica, wenn du die beiden Erlebnisse, Doppelgold in Tokio und in Paris, vergleichst – wie würdest du Tokio im Nachhinein beschreiben und wie Paris?
Jessica von Bredow-Werndl: Wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen, dass es in Paris doch noch mal schwieriger war. In Tokio waren die Erwartungen an mich einfach nicht so hoch. In Paris war schon die ganze Atmosphäre eine andere, der Druck gefühlt noch einmal viel größer. Aber gleichzeitig waren es wahrscheinlich auch die schönsten Olympischen Spiele, die man sich vorstellen kann.
Wo bewahrst du eigentlich deine ganzen Medaillen und Trophäen auf?
Jessica: Tatsächlich relativ unspektakulär und zum Anfassen: bei uns im Haus an einem alten Holzbalken. Da kann ich sie jeden Tag sehen … ☺️
Wie hast du mit Dalera in den Tagen vor Beginn der Olympischen Spiele gearbeitet? Intensiver, oder erst recht ein bisschen locker? Und: Habt ihr euch andere Wettbewerbe angeschaut – zum Beispiel auch die Vielseitigkeit?
Jessica: Ich hatte mir im Vorfeld einen relativ guten Plan gemacht. Die ersten beiden Tage im Trainingslager habe ich Dalera einfach nur ankommen und sich von der Fahrt erholen lassen. Danach gab es einen kleinen Check Up und in Paris angekommen haben wir auch nicht voll trainiert. Es ist mehr eine Art „Vokabeln abfragen“. Was wir bis dahin nicht können, lernen wir kurz vorher auch nicht mehr.
Was die anderen Wettbewerbe angeht – Vielseitigkeit habe ich ein bisschen geschaut und mitgefiebert. Die Springbewerbe habe ich zwischendurch am Bildschirm mitverfolgt.
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Gibt es an Turniertagen einen festgelegten Ablauf für dein Team?
Jessica: Wir haben ganz feste Rituale, und jede weiß, was sie zu tun hat. Ich bin beispielsweise für das Einflechten und unseren „Pippi Walk“ zuständig. ☺️
Dalera ist 17 Jahre jung, muss man sagen. Wie schaffst du es, sie so elastisch und frisch zu halten. Wie sieht ein normaler Tag, eine normale Woche im Leben von Dalera aus?
Jessica: Indem ich vor allem Freude und sehr viel Abwechslung in unser Training bringe. Ich trainiere auch nie öfter als zwei bis drei Tage hintereinander. Wir gehen viel ausreiten, der tägliche Weidegang ist Normalität.
Du hast neulich gesagt, wenn Dalera sprechen könnte, würde sie sagen ,Ich liebe Dich‘. Woran merkst du das und wie ist eure Verbindung zueinander so tief geworden?
Jessica: Wir verbringen einfach unheimlich gerne Zeit miteinander. Und das vor allem auch außerhalb des Sattels. Ihre Zuneigung zeigt sie mir ganz deutlich dadurch, dass sie sich immer wahnsinnig freut, mich zu sehen. Sie fordert unsere Zweisamkeit regelrecht ein.
Du hast neulich Stories von der Arbeit mit Anne Krüger-Degener geteilt. Hilft die Bindungsarbeit dir auch beim Reiten?
Jessica: Reiten heißt Kommunikation und diese positive Kommunikation vom Boden aus mit System und Struktur hat mir auch im Sattel mit einigen Pferden weitergeholfen. Anne ist ein ganz toller Mensch und eine wunderbare Tierkommunikatorin.
Du hast im TV-Interview gesagt, dass es unser aller Verantwortung ist, dass unsere Pferde ein gutes Leben haben und dass sie durch positive Verstärkung und nicht durch Zwang zu Höchstleistungen motiviert werden. Wie sieht das in der Praxis in Aubenhausen aus?
Jessica: Das Prinzip der positiven Verstärkung können wir bei unseren Mitmenschen, Kollegen und auch Kindern anwenden. Ich habe festgestellt, dass das bei Tieren genauso funktioniert. Wir ignorieren die Fehler und Feiern das, was sie richtig machen. Das macht Lust auf mehr und die Pferde können wir so für unser gemeinsames Tun begeistern.
Apropos Kinder, du hast zwei und dazu die Verantwortung für deine Pferde, den Sport usw. Wie schaffst du das alles?
Jessica: Ich kriege auch nicht immer alles hin. Und mir ist auch manchmal alles zu viel. Aber ich habe ein wahnsinnig tolles Team und eine ganz tolle Familie, die mich unterstützen. Und ich glaube, dass ich dadurch, dass ich in beidem so aufgehe und beides so liebe, die Kinder und die Pferde, dass ich dadurch einfach überdurchschnittlich viel Energie habe. Aber ohne die Menschen um mich herum, ohne dieses Team und die Familie, wäre es eine Mission Impossible!
Stichwort #doitride – wie setzt du dich dafür ein? Glaubst du, der Pferdesport muss sich ändern? Wenn ja, wie?
Jessica: Ich habe das Gefühl, es ändert sich schon sehr vieles in die richtige Richtung. Wir alle müssen Verantwortung übernehmen und ständig unser Tun reflektieren. Das geht nur in einem konstruktiven, positiven Miteinander. In den sozialen Medien habe ich leider manchmal das Gefühl, dass viel zu viel gegeneinander geschossen wird, anstatt miteinander an einem Strang zu ziehen. Das ist sehr schade.
Gleichzeitig ist Social Media auch eine tolle Möglichkeit, zu zeigen, wie wir mit unseren Pferden umgehen. Auch glaube ich, dass genau diese Transparenz unheimlich wichtig ist.
Wir sind schon im EQUITANA-Fieber. Im März 2025 erwarten wir wieder Zigtausende Besucher in Essen und viele von ihnen träumen davon, so reiten zu können wie du. Was gibst du ihnen mit auf den Weg?
Jessica: Es ist toll, große Ziele zu haben aber das wichtigste ist, WIE wir diese Ziele erreichen. Natürlich braucht es Talent, Zielstrebigkeit, Fleiß, Durchhaltevermögen etc. Aber der gemeinsame Weg mit den Pferden ist so etwas Besonderes und das muss immer an erster Stelle stehen. Wir dürfen Pferde unsere Partner nennen, und diese sollten wir auch wie unsere besten Freunde behandeln und ihnen täglich das schönstmögliche Leben erschaffen.